Liebe Eltern,
das Coronavirus und die damit verbundenen Auswirkungen stellen Sie als Eltern von einem oder
mehreren schulpflichtigen Kindern vor große Herausforderungen. Das Schuljahr geht weiter, nur
befindet sich Ihr Kind nicht in der Schule, sondern plötzlich zuhause im „Homeoffice“, ohne darauf
vorbereitet worden zu sein. Gleichzeitig
o arbeiten Sie nun selbst zuhause im Homeoffice
o können im Moment durch die Einschränkungen gar nicht arbeiten
o gehören Sie zu einer der Berufsgruppen, die gerade sehr viel arbeiten müssen
o sind Sie durch die Enge in der Wohnung, das Kontaktverbot oder Erkrankungen stark belastet.
Wir möchten Ihnen einige Anregungen geben, wie Sie Ihr Kind in dieser Situation bei den schulischen
Aufgaben und beim selbstständigen Lernen und Arbeiten unterstützen können.

Die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit erhalten
Die ständig neuen beängstigenden Informationen, die strengen Einschränkungen unseres Lebens,
das gesamte Geschehen um das Coronavirus lösen bei vielen Menschen Angst- und
Ohnmachtsgefühle aus. Der Körper befindet sich zunehmend in einem Alarmzustand. In diesem
Zustand nehmen die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit ab. Ähnliches kann eintreten, wenn
Ihr Kind nun vermehrt in Medien- und Computerspielwelten abdriftet. Deshalb ist es wichtig, dass
Sie die auf Ihr Kind einwirkenden Informationen bzw. die Menge an Medienzeiten steuern und
begrenzen. Dabei sind Informationen, die nur wenige Sinne ansprechen, also vor allem Radio und
Podcasts, weniger belastend bzw. beängstigend. Begrenzen Sie auch die täglichen Gespräche über
das Coronavirus. Lenken Sie stattdessen Ihre Aufmerksamkeit und die Ihrer Kinder auf andere
Themen.

Schule ist wichtig – die Bewältigung der derzeitigen Anforderung ist wichtiger
Auch wenn Schule natürlich wichtig ist, ist es in dieser Ausnahmesituation wichtiger, dass Sie und
Ihre Familie gut durch diese Krise und die mit ihr verbundenen Anforderungen kommen. Zeigen
Sie Verständnis Ihrem Kind gegenüber, wenn das Lernen und die Konzentration gerade schwierig
sind. Sprechen Sie ruhig über Ihre eigenen Schwierigkeiten und wie Sie damit umgehen. Dabei
dürfen Sie auch Verständnis für sich selbst in dieser Situation haben. Als Eltern müssen Sie in dieser
Krise Enormes leisten! Vermeiden Sie Auseinandersetzungen und Eskalationen wegen schulischer
Themen. Damit entlasten Sie sich und Ihre Kinder.

Als Eltern sind Sie keine Lehrkräfte
Bleiben Sie in Ihrer Rolle als Mutter und Vater und unterstützen und beraten Sie Ihre Kinder, wie
sie nun möglichst gut ihre Aufgaben erledigen und lernen können. Welche räumliche und zeitliche
Struktur ist hilfreich? Wo kann Ihr Kind jetzt am besten arbeiten? Welche Unterstützung braucht
Ihr Kind für die Nutzung des Internets? Wie kann sich Ihr Kind mit Klassenkamerad*innen
austauschen und über schulische Inhalte sprechen? Wann braucht Ihr Kind zusätzliche
Unterstützung durch die Lehrerin bzw. den Lehrer?

Überlegen Sie mit Ihrem Kind tägliche feste Zeiten und achten Sie darauf, diese möglichst
einzuhalten

Überlegen Sie regelmäßige Zeiten für die schulische Arbeit, wie z.B.: „Morgens arbeiten wir und
nachmittags spielen wir!“ Je jünger Ihr Kind ist, umso kürzer werden die Arbeitsphasen sein, die
Sie Ihrem Kind zumuten können. Die normale Konzentrationsspanne von Schülerinnen und
Schülern liegt zwischen 15 Minuten bei Erst- und Zweitklässler*innen und 30 Minuten im 7. bis 10.
Schuljahr. Deshalb achten Sie auf regelmäßige Pausen, frische Luft, Bewegung und Abwechslung
zwischendurch. Um sich innerlich gut zu organisieren, können Ihrem Kind äußere Strukturen
helfen, wie z.B. ein Kalender oder ein Tages- oder Wochenplan. In diesen können Arbeitszeiten,
aber auch Aktivitäten und Ziele eingetragen und nach Erledigung abgehakt werden.

Mit begrenzten Raum- und technischen Möglichkeiten angemessen umgehen
Viele Familien stehen vor der Herausforderung, wie sie sich nun räumlich in ihrer Wohnung oder
in ihrem Haus organisieren. Versuchen Sie bei beengten und begrenzten räumlichen und
technischen Möglichkeiten Lösungen zu finden, die für Sie ohne zu große Belastung umsetzbar
sind. Verkürzen Sie lieber die Lern- und Arbeitszeiten, als in Stress und Streit zu geraten. Und
manche Notlösung lässt sich mit etwas Humor besser ertragen. Informieren Sie die Lehrer Ihrer
Kinder über Ihre ggf. eingeschränkten Möglichkeiten.

Ermutigen Sie Ihr Kind
Anerkennung und Wertschätzung für alle Anstrengungen und Bemühungen tun Ihrem Kind gut
und helfen ihm sich zu motivieren. Vermeiden Sie auf jeden Fall Kritik. Wenn Ihr Kind
Schwierigkeiten mit dem Lernen und Arbeiten hat, sprechen Sie die Schwierigkeiten offen an und
überlegen gemeinsam, welche Lösungen hilfreich sein könnten.

Regen Sie Nachdenken an
Schülerinnen und Schüler bekommen nun über verschiedene Materialien und über das Internet
viele Informationen, aber noch kein Wissen. Wissen entsteht dann, wenn wir aktiv über die
Informationen nachdenken. Wenn Ihr Kind mit den vielen Informationen überfordert ist und sie
nicht versteht, stellen Sie ihm am besten Fragen, die es zum Nachdenken anregen. Vermeiden Sie
weitere Informationen.

Regen Sie Ihr Kind zum Austausch mit Klassenkameradinnen und –kameraden an
Den Schülerinnen und Schülern fehlen nun die täglichen Kontakte und der Austausch in der Schule.
Fürs Lernen können gemeinsame Lernabsprachen und –ziele motivierend und hilfreich sein.
Fragen zu den Lerninhalten können ebenfalls miteinander besprochen werden. Gegenseitige
Präsentationen oder Kurzvorträge (z.B. wie ein TED-Talk) sind gerade für schon etwas ältere
Schülerinnen und Schüler Möglichkeiten, wie sie gemeinsam lernen und sich unterstützen können.

Frische Luft, Bewegung, Natur und Sonnenlicht
stärken nicht nur die Immunabwehr, sondern sind auch ein guter Ausgleich zu geistiger Tätigkeit.

Vertrauen Sie Ihren Kindern,
dass sie selber kreative und passende Lösungen finden für die anstehenden Herausforderungen.
Sie müssen für Ihr Kind nun nicht alles regeln und organisieren. Beziehen Sie Ihre Kinder auch mit
in den Haushalt ein. Geben Sie ihnen Verantwortung und lassen Sie sich von ihren Fähigkeiten
überraschen.

Wir wünschen allen Eltern und ihren Kindern, dass Sie gut und gesund durch diese herausfordernden
Zeiten kommen. Bei weitergehenden Fragen rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne.
Tel.: 0228-77 5524
Email: schulpsychologie@bonn.de

Hier finden Sie weitere Anregungen:
https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Schulgesundheitsrecht/Infektionsschutz/300-
Coronavirus/Coronavirus_Interview/index.html
https://www.bildungsserver.de/
https://www.ndr.de/ratgeber/So-klappt-Lernen-von-zu-Hause-am-besten,faqlernenzuhause100.html
https://www.dksb.de/de/artikel/detail/hinweise-fuer-familien-in-der-corona-krise/